reading crustacean quoted Eichmann in Jerusalem by Hannah Arendt (Serie Piper, #6478)
Es ist zwar richtig, dass totalitäre Herrschaft versucht, alle Taten, gute und böse, in der Versenkung des Vergessens verschwinden zu lassen. Aber genauso wie die fieberhaften Versuche der Nazis vom Juni 1942 an, alle Spuren der Massaker zu beseitigen - durch Kremierung, durch Verbrennung in offenen Gruben, durch Sprengungen, Flammenwerfer und Knochenmahlmaschinen -, zum Scheitern verurteilt waren, so waren auch alle Anstrengungen, ihre Gegner "in stummer Anonymität verschwinden" zu lassen, vergebens [...] Einer wird immer bleiben um die Geschichte zu erzählen. Deshalb kann auch nichts jemals "praktisch nutzlos" sein, jedenfalls nicht auf die Dauer [...] die Lehre solcher Geschichten [gemeint ist die Geschichte eines Feldwebels der Wehrmacht, der jüdischen Partisanen mit gefälschten Papieren und Wehrmachtsfahrzeugen geholfen hat] ist einfach, ein jeder kann sie verstehen. Sie lautet, politisch gesprochen, dass unter den Bedingungen des Terrors die meisten Leute sich fügen, einige aber nicht. So wie die Lehre, die man aus den Ländern im Umkreis der "Endlösung" ziehen kann, lautet, dass es in der Tat in den meisten Ländern "geschehen konnte", aber dass es nicht überall geschehen ist. Menschlich gesprochen ist mehr nicht vonnöten und kann vernünftigerweise mehr nicht verlangt werden, damit dieser Planet ein Ort bleibt, wo Menschen wohnen können.
— Eichmann in Jerusalem by Hannah Arendt (Serie Piper, #6478)