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Dorothee Häußermann: Wind aus Nord-Süd 4 stars

Eine namenlose Gruppe sprengt im Namen des Klimaschutzes ein Flugzeug nach Bangkok in die Luft. …

Ein wichtiger Beitrag zur Debatte der Klimagerechtigkeitsbewegung

5 stars

Was soll ich sagen? Ich bin einfach nur begeistert! Der Roman stellt sehr gut den "Konflikt" zwischen NGOs, radikalen Gruppen und noch radikaleren militanten Grüppchen dar, ohne sich auf eine Seite zu stellen. Soll man sich von brennenden Autos oder explodierenden Flugzeugen distanzieren, um die Bürgis nicht zu verlieren und die sensationsgeile Presse zu besänftigen? Bringen militante Aktionen eins wirklich näher zum Ziel? All das wird nicht beantwortet, es ist ein ständiges hin und her. Auch Bezüge zur Realität gibt es oft, sei es die U-Haft von Andrey Holm wegen den Ermittlungen zur mg (militanten gruppe) oder die Sabotageakte der S-Bahn-Kabelschächte durch die Vulkan-Gruppen in Berlin. Aber auch sonst könnte der Roman sich genau so abgespielt haben oder abspielen. Von den Überforderung und Zweifeln, ob das wirklich alles was bringt, den vermeintlichen Utopien auf einem abgeschotteten Bauernhof oder Plenen mit unangenehmen Themen, die lieber mal verschoben oder in eine Kleingruppe ausgelagert werden. Und auch wenn der Roman im Jahr 2014 spielt, ist er aktueller denn je. Er kann auch als Manifest des Konzepts "Diversity of Tactics" verstanden werden, bei dem ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Akteur*innen mit unterschiedlichen Aktionsformen, von militant bis bürgerlich, ihren politischen Forderungen gemeinsam, ohne Entsolidarisierung, Nachdruck verleihen. Militante Aktionen spielen dabei die Rolle von "wenn wir verhindern wollen, dass sich die jungen Menschen radikalisieren und zu derartigen Verzweiflungstaten schreiten, muss sich auf politischer Ebene endlich etwas bewegen und zwar…" [1]. Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet und ein wichtiger Beitrag zu aktuellen Fragen der Klimagerechtigkeitsbewegung.

[1] S. 156